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Solo Hiking auf dem Fernwanderweg Gr 10 durch die Pyrenäen

Aktualisiert: 17. Feb. 2021


Caro auf dem Petite Vingemale bei ihrer Fernwanderung durch die Pyrenäen

Der Gr 10 (Grande Randonnée 10) ist einer der wohl bekanntesten Fernwanderwege durch die Pyrenäen. Dieser erstreckt sich über 955 km von Hendaye am Atlantik bis hin nach Banyuls-sur-Mer ans Mittelmeer. Dabei bleibt man meist auf der französischen Seite der Pyrenäen und legt ganze 53000 Höhenmetern zurück. Nach 40 Tagen, 12 Kilo Nussmix und 120 Müsliriegeln kam ich am Ziel in Banyuls-sur-Mer an. Hier bekommst du eine Zusammenfassung meiner Erfahrung auf dem Gr 10, den ich im Sommer 2019 gegangen bin.

 

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Zugfahrt nach Hendaye

Ende August sitze ich im Zug auf dem Weg nach Hendaye, einem touristischen Städtchen am Atlantik und der Start meiner Fernwanderung durch die Pyrenäen, dem Gr 10. Ich fühle mich sehr gut und bin gespannt, was mich auf dem Trail erwarten wird. Ein paar kleine Vorurteile habe ich dennoch, denn schon einige Male habe ich gelesen, dass der Gr 10 der einfachste, aber auch der am wenigsten schöne Weg durch die Pyrenäen sein soll. Fünf Jahre zuvor hatte ich diese schon auf der spanischen Seite durchquert, was für mich eine meiner schönsten Erfahrungen überhaupt war und nun frage ich mich, ob der Grande Randonnee 10 da wohl mithalten kann. In Gedanken versunken rekonstruiere ich meine Wandertage und Erlebnisse von vor 5 Jahren. Ein paar Haltestellen vor Hendaye Plage bemerke ich, dass sich überall Polizisten tummeln, denke mir aber nicht viel dabei. In Hendaye angekommen schnappe ich mir meinen Rucksack und begebe mich zum Ausgang. Dort stehen sie auch schon, mindestens 10 Polizisten, alle Passagiere werden aufgehalten und kontrolliert. Dann bin ich an der Reihe. Ich erkläre was ich vorhabe und zeige alles vor, was ich mit mir trage. Darüber mache ich mir keine großen Gedanken, doch was mich ziemlich nervös macht, ist die Tatsache, dass ich der Polizei meinen Personalausweis vorzeigen muss. Kurz vor meiner Abreise nach Frankreich habe ich gesehen, dass mein Perso schon seit 2 Jahren abgelaufen ist war ehrlich gesagt einfach zu faul mir noch kurz vor knapp einen neuen zu beantragen. Mist denke ich mir! Vielleicht sagen sie mir jetzt, dass ich kein gültiges Dokument habe und ausreisen muss. Mein Herz pocht deshalb ziemlich schnell und ich bin sehr nervös. Aber alles geht gut, ich bekomme meinen Ausweis zurück in die Hand gedrückt, zudem wird mir noch viel Glück für meine Wanderung durch die Pyrenäen gewünscht. Puh - mit Ausweisen und Dokumenten habe ich es einfach nicht so! Ein paar Tage später weiß ich auch, warum so viele Polizisten im Einsatz waren. Ich bin kurz vor dem G7 Gipfeltreffen angereist, dieser fand in Biarritz nur 30 km nördlich von Hendaye statt.

Sonnenaufgang in Hendaye Plage mit Blick aufs Meer und Strand
Start meiner Fernwanderung, dem Gr 10 in Hendaye Plage.

Die ersten Tage auf dem Trail - Solo ist manchmal gar nicht so einfach

Das Vorurteil, dass der Gr 10 leichter als die anderen Pyrenäen Fernwanderwege (Gr 11, HRP) ist, hat sich meiner Meinung nach nicht bewahrheitet. Vom ersten bis zum letzten Tag wandert man jeden Tag mindestens 1000 Meter hoch und meist auch das gleiche wieder runter. Legt man zwei Etappen zusammen, ist es dann sogar das Doppelte an Höhenmetern. In der ersten Woche war es extrem heiß, weshalb ich immer sehr früh gestartet bin. Das hatte neben den Temperaturen unter anderem auch damit zu tun, dass ich den Trail bewusst Solo laufen wollte. Insbesondere zu Anfang trifft man einige andere Hiker, was natürlich sehr schön sein kann. Ich hatte mir aber für dieses Mal fest in den Kopf gesetzt den Trail komplett allein zu gehen. Manchmal war dies gar nicht so einfach umzusetzen, denn die meisten Leute gehen davon aus, dass man offen ist zu zweit bzw. in einer Gruppe zu wandern. Die erste Woche ging das bei mir mit einer Person so weit, dass ich diese nach ein paar Tagen einmal angeschnauzt habe, weil ich so genervt war. Im Nachhinein hat es mir dann schon ein bisschen Leid getan, aber andererseits konnte ich nicht noch deutlichere Signale geben, dass ich einfach nur für mich sein wollte. In solchen Situationen denke ich mir oft, dass ich nicht unfreundlich sein will und irgendwie tat es mir dann auch leid. Andererseits entscheidet man selbst in welcher Art und Weise man einen Trail laufen möchte. Naja und ich wollte eben Solo wandern:)

Caro mit saftig grünen Bergen im Hintergrund auf dem Fernwanderweg Gr 10
Nun geht's allein weiter, endlich :)

Hoch und runter mit leichter Kletterei

Denke ich an den Beginn des Trails, erinnere ich mich speziell an zwei Schlüsselstellen. Zum einen ist das ein steiles, ausgesetztes Stück, welches sehr gute Trittsicherheit erfordert und das bei Regen wohl nicht allzu viel Spaß macht. Für mich war in dem Fall aber die Hitze die Herausforderung. Nach einem leichten Abschnitt über ein wunderschönes Plateau geht es steil über einen schmalen, bröckelig steinigen Pfad bergab. Kurzzeitig war ich mir nicht sicher, ob ich nicht doch auf der Hochroute gelandet bin. Der Weg selbst war kein Problem, doch hat man auf der Strecke keinen Schatten. Die Sonne brannte mit aller Kraft gnadenlos herunter. Hinzu kam, dass ich nicht mehr viel Wasser dabei hatte. Das einzige, was in meinem Kopf vorging, war so schnell wie möglich Schatten zu suchen und meinen Wasservorrat aufzufüllen, aber trotzdem auf bewusst und konzentriert weiter zu laufen. Am ersten schattenspendenden Baum nach dem Abstieg habe ich dann eine Pause gemacht und das übrige Wasser aus meiner Trinkblase in vollen Zügen genossen. Nach kurzer Zeit verläuft der Trail dann neben einem Fluss entlang. Somit konnte ich reichlich Wasser auffüllen und erstmal ein erfrischendes Bad nehmen, welches bei den Temperaturen super angenehm war.


Die zweite Stelle, an die ich mich sehr gut erinnere, ist der abrupte Übergang von den Pyrenees Occidentales in die Zentralpyrenäen. Ich war beeindruckt von der markanten und schnellen Änderung der Landschaft. Eine Transformation von grünen saftigen Hügeln zu steinigen, grauen, mächtigen Felswänden. Zuerst ging es über einen Pass, weiter an einem Refuge und einer Skistation vorbei. Zwischen den ganzen stillgelegten Liften des Skigebiets zu stehen war ein etwas komisches Gefühl. Alles war verlassen wie eine Geisterstadt und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass hier im Winter wieder alles zum Leben erweckt wird. Weiter ging es hoch und runter über Pfade, zusammengehalten aus großen Steinen, über die ich balancierte und die typisch für die Pyrenäen sind. Dann stand ich auch schon vor dem kurzen Kletter-Abschnitt. Es waren nur ein paar Meter und Drahtseil versichert war die Stelle auch. Kurz bevor ich mit der Kletterei begann, kam mir eine Frau um die 50 entgegen. Sie machte den HRP, die Hochroute und erzählte mir kurz von ihren bisherigen Erlebnissen. Wow, was für eine starke Frau dachte ich mir, genau wie sie möchte ich später auch noch unterwegs sein. Ich freue mich jedes mal wenn ich einer anderen Solo-Hikerin begegne, denn der Frauenanteil auf Fernwanderwegen ist meiner Meinung nach sehr gering. Auf meiner kompletten Tour während des Gr 10 habe ich z.B. nur fünf andere Solo-Hiking Frauen getroffen. Im Nachhinein war wohl genau deshalb dieser Moment des Trails so prägnant für mich. Am Sattel angekommen durfte ich dann eine grandiose Aussicht auf den Pic d´Anie genießen - ein perfekter Wandertag :)

Ausblick auf den Berggipfel Pic d'Anie in den französischen Pyrenäen
Aussicht auf den beeindruckenden Gipfel Pic d'Anie

Gewitter, Sturm und Müdigkeit

Durch meine Pyrenäendurchquerung vor fünf Jahren wusste ich, dass es dort vor allem im Sommer zu Wärmegewittern kommen kann. Ich war nun seit einiger Zeit auf dem Trail unterwegs und mittlerweile im sogenannten Ariège unterwegs, dem Abschnitt, der nach den Zentralpyrenäen folgt. Ich legte für diesen Tag zwei Etappen zusammen und wollte bis zum Refuge de l'Etang d'Araing kommen und dort campen. Der Aufstieg war landschaftlich super schön.

Hügelige Berglandschaft mit trockenem Gras und roten Blaubeersträuchern im Vordergrung.
Ein bisschen wie auf dem Mond, trockene Graslandschaft mit knalligen Farben im Kontrast.

Die Natur hatte die Anmutung wie auf einem anderen Planeten. Trockenes, gelbes Gras, tief graue Erde mit dem roten Kontrast der Sträucher, Pflanzen und den Berggipfeln im Hintergrund, wow. In der Ferne hat man sogar den den höchsten Gipfel der Pyrenäen sehen können, den Pico de Aneto.

Kurz nach Ankunft am Refuge wurde der Himmel innerhalb weniger Minuten schwarz. Unmittelbar darauf zogen zwei Schübe von Wärmegewittern und starkem Regen über die Hütte hinweg. Nachdem sich das Wetter wieder beruhigt hatte, konnte ich einen guten Zeltplatz finden und es mir in meinem Zelt gemütlich machen. Nach ein paar Stunden Schlaf wurde ich durch starkes Rütteln und Schütteln der Außenwand meines Zeltes geweckt. Zuerst dachte ich es seien nur ein paar kleine Windböen. Letztendlich wurde der Wind aber so stark, dass ich teilweise nur noch gewartet habe, entweder mitsamt dem Zelt wegzufliegen oder dass eine der Zeltstangen bricht. Irgendwann habe ich das Zelt von innen mit Händen und Füßen festgehalten, da sich die Zeltwände während den Windböen stark nach innen gebogen haben. Ich wollte einfach nur ein paar Stunden schlafen, um am nächsten Tag frisch starten zu können. Deshalb entschied ich mich dann gegen 2 Uhr nachts, einfach ins Refuge zu schleichen und auf meiner Matte im Vorraum zu schlafen. Mir war es zu dem Zeitpunkt ziemlich egal, ob dort stinkende Wanderschuhe oder vollgeschwitzte Klamotten hängen, guter Schlaf war mir in dem Fall einfach wichtiger :) Nach der stürmischen Nacht wollte ich am nächsten Tag eine Alternativroute nehmen, denn ich war super müde. Die Route verlief zuerst durch alte, verlassene Bergbaugebiete hinab und durch dicht bewachsenen Wald wieder hinauf. Dann folgte eine lange Traverse, auf der ich eine Pause an einer Selbstversorger-Hütte (Cabane) machte. Ich genoss die Aussicht und gönnte mir eine Ration Nüsse. Träumerisch und entspannt schaute ich in den Himmel und versuchte auszumachen, wo die normalroute des Gr 10 verläuft. Dabei entdeckte ich ein paar dunklere Wolken, die über den Gipfeln aufzogen, dachte mir aber weiter nichts. Gestärkt bin ich über einen schmalen Pfad auf der Traverse weitergezogen. Ein paar Minuten später blickte ich nochmal zurück, um den Himmel zu checken und siehe da, die dunklen Wolken zogen nun genau in meine Richtung. Das Ganze passierte auch extrem schnell. Nach kurzer Zeit konnte ich auch schon den Donner hören, ich zählte...eins, zwei ,drei ...und wusste, dass das Gewitter schon ziemlich nah war. Mist dachte ich mir, da hab ich mich mal wieder in eine tolle Situation gebracht. Ich hatte nun zwei Möglichkeiten: Entweder laufe ich zurück zur Cabane oder ich gehe weiter und versuche schnellstmöglich in den schützenden Wald zu gelangen. Nachdem ich kurz das GPS auf meinem Handy gecheckt hatte, wusste ich dass es nicht mehr weit bis zum Wald sein kann. Deshalb entschied ich mich weiter zu laufen und bin schnellstmöglich und hochkonzentriert solange weiter, bis ich schließlich nicht mehr auf der offenen Traverse dem Gewitter ausgesetzt war. Im Wald angekommen habe ich erst mal durchgeatmet und mir zur Belohnung einen Müsliriegel gegönnt. In solchen etwas unangenehmen Momenten zeigen mir die Berge immer wieder, das wir als Mensch doch eigentlich nichts sind - wir sind einfach nur ein Teil des Ganzen. Im Nachhinein sehe ich solche Momente aber sehr positiv, denn dabei lerne ich mich jedes Mal ein klein wenig besser kennen. Am Ende des Tages bin ich dann an einem “Aire de Campingcar” angekommen. Dort habe ich mein Zelt aufgeschlagen, eine riesige Portion Couscous gegessen und mich müde und gleichzeitig glücklich in meinen Schlafsack gekuschelt, um ganze 12 Stunden zu schlafen.

Bergpanorama vom Refuge de l'Etang d'Araing mit Bergsee im Hintergund
Blick vom Refuge de l'Etang d'Araing...kurz bevor das Gewitter aufzog.

Der Geburtstagscamper

An meinem Geburtstag wollte ich eine etwas längere Etappe laufen, um am Ende des Tages in einer Cabane übernachten zu können. Als ich dort ankam ging ich in die Hütte, schaute mich um und öffnete einen alten Schrank. Zum Vorschein kam eine Siebenschläferfamilie, die mich verdutzt anschaute. Einige der Siebenschläfer waren nun wach und fingen an, die Hütte zu erkunden. Ich war erstaunt, dass diese mausartigen Tiere senkrecht die Wände hochklettern können. Aus Erfahrung weiß ich aber auch, dass sie auch gerne in Rucksäcke kriechen und Drybags, die mit Lebensmitteln gefüllt sind durchnagen können. Deshalb entschied ich mich doch noch etwas weiterzugehen. Nach einer weiteren Stunde erreichte ich ein winziges Dorf, in dem ich an einem Brunnen meinen Wasservorrat auffüllte. Zugleich gönnte ich mir ein wenig Luxus und machte mir einen leckeren Kaffee. Nach einiger Zeit kam eine Frau auf mich zu und erkundigte sich freundlich und interessiert über meine Wanderung. So kamen wir ins Gespräch und schließlich fragte ich sie, ob es in der nahen Umgebung einen guten Platz zum Campen gibt. Sie erklärte mir, dass ich hier überall campen könnte. Dann überlegte sie kurz und fragte mich, ob ich nicht in einem leerstehenden Campervan (der direkt neben mir geparkt war) übernachten möchte. Sofort stimmte ich zu. Wenige Minuten später bekam ich den Schlüssel in die Hand gedrückt und konnte so an meinem Geburtstag in einem bequemen Bett schlafen, geil! Solche Situationen machen mich immer total glücklich, denn sie zeigen mir jedes Mal, dass es viele herzliche und gute Menschen auf unserer Welt gibt. Es ist schon verrückt und einfach nur schön, dass solche Momente oft genau dann zustande kommen, wenn man es absolut nicht erwartet.

Siebenschläfer auf Türrahmen einer Selbsversorgerhütte
Ein süßer Siebenschläfer
Augebreiteter Schlafsack auf Matratze in einem Campervan
Luxus Camping am Geburtstag, geil!

Meine Trailroutine - Alles hat seinen Platz

Auf einem Fernwanderweg habe ich neben dem “ flexibel und offen für Neues sein” mittlerweile auch eine ziemlich eingespielte Trailroutine. Generell starte ich sehr Früh in den Tag, denn ich bin am Vormittag am leistungsstärksten und genieße es sehr, in den ersten Morgenstunden zu Wandern. Das liegt zum einen daran, dass ich es gerne mag, die Natur beim Start in den Tag zu begleiten. Zum anderen weiß ich, dass ich bei einem Gewitter, die meistens zum Nachmittag hin aufziehen, mit hoher Wahrscheinlichkeit trotzdem gut vorangekommen bin.

Ist es am Morgen noch sehr kalt, koche ich zuerst Wasser und mache mir einen Kaffee und Müsli zum Frühstück. Meist esse ich dann eingemummelt in meinem Schlafsack und am besten mit Blick auf die Berge oder einen schönen See. Die Zeit zum Frühstücken nehme ich mir jeden Tag bewusst, einfach zum genießen. Das schöne beim Fernwandern ist ja auch , dass man keinerlei Zeitdruck hat:)

Nach dem Frühstück heißt es dann packen. Alle Drybags (Lebensmittel, Wechselkleidung, Zelt, Schlafsack) verstaue ich nach einem “Tetris System” in meinem Rucksack. Dabei achte ich besonders darauf, meinen Schlafsack und die Wechselklamotten 100% wasserdicht einzupacken, denn ich weiß, dass diese mich auch nach einem Regentag kuschelig warm halten werden. Zudem helfen sie mir im Extremfall nicht zu unterkühlen. Die ganze Morgenroutine kann bei mir schon mal eine gute Stunde dauern;) Ist alles gepackt, gehts direkt los. Einige Male waren meine Hände durch das einpacken der kalten Zeltstangen und des nassen Zelts ziemliche Eiszapfen. Dann bin ich meist in mehreren Schichten Kleidung, ganz nach dem Zwiebelprinzip gestartet. Häufig bin ich deswegen in Daunenjacke und Handschuhen losgelaufen. Schon nach kurzer Zeit wird es dann aber oft schnell warm und man ist recht schnell im T-Shirt unterwegs.


Meistens wandere ich dann bis Mittags durch. Dann mache ich eine längere Pause, um Zelt, Handtuch etc. in der Sonne zu trocknen und natürlich um zu essen. Meine Trailnahrung für untertags bestand aus einer großen Packung Nussmix und ein paar Müsliriegeln. Für mich war das die perfekte Kombination, denn Nüsse sind sehr sättigend und geben viel Energie. Müsliriegel hingegen habe ich mehr als Snack für zwischendurch oder kurz vor einem Anstieg gegessen, um meinem Körper nochmal einen kleinen Push zu geben. Nachdem ich gegen späten Nachmittag/Abend an meinem Tagesziel ankomme, ziehe ich mir als erstes saubere, trockene Klamotten an. Es gibt nichts Besseres als die verschwitzte Kleidung durch frische und vor allem trockene zu ersetzen. Außerdem wird einem dann auch gar nicht erst kalt :) Danach folgt neben Zelt aufschlagen und Schlaflager zurecht machen natürlich eines: Essen! Eine warme Mahlzeit am Abend nach einem anstrengendem Tag Wandern ist für mich jedes Mal eine riesige Belohnung. Diesmal war ich großer Fan von Instant Kartoffelpüree mit Croutons - mit ganz viel Butter und Salz. Danach esse ich als Nachtisch und je nach Essensvorrat meist noch ein paar Cookies, oder auch mal ne ganze Packung. In den Pyrenäen war mein Favorit bisher immer Prinzenrolle:)


Da ich nach einem langen Wandertag meist super müde bin gehe ich zeitig ins Bett. Dann höre ich meistens noch einen Podcast, checke den Trail für den nächsten Tag (GPS am Handy + Trailnotes) oder schreibe auf, was ich untertags alles erlebt und gesehen habe. Meist falle ich dann auch schon in einen Halbschlaf, so dass ich manche Podcasts letztendlich zwei oder dreimal angehört habe.

Sicht aus halb geöffneten Zelt auf Bergsee
Ausblick von meinem Campspot, direkt an einem Bergsee:)

Ein bisschen emotional zum Ende hin

An meinem vorletzten Wandertag wurde mir klar, dass ich etwas Wichtiges für mich geschafft hatte. Mir wurde nun zum ersten Mal so richtig bewusst, dass ich nun fast 955 km durch die Pyrenäen gelaufen bin und den Trail von Anfang bis Ende durchgezogen habe, ohne Hitch Hiken etc. ein kompletter Thru Hike sozusagen. Am Abend suchte ich mir zum letzten Mal auf meiner Reise einen gut gelegenen Platz zum Wildcampen. Bei wunderschönem Sonnenuntergang mit Ausblick zurück auf die Zentralpyrenäen wurde es dann doch auch ganz schön emotional. Die schönen und erfahrungsreichen Momente, die ich in den letzten 40 Tagen erleben durfte gingen mir durch den Kopf. Es ist einfach unfassbar schön, so viele einmalige und tiefsinnige Erlebnisse in so kurzer Zeit erleben zu können. Nur einen Tag zuvor war ich noch auf einem der höchsten Pässe auf dem Trail, dem Pic du Canigou und jetzt, innerhalb eines Tages, war ich nun schon so gut wie am Ziel. Einerseits war ich froh, nun fast am Ziel angekommen zu sein, andererseits war ich aber auch ein bisschen traurig, dass sich mein Abenteuer nun dem Ende neigt. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl von Freiheit, Lebenslust und einfach nur glücklich sein, das ich bisher jedes Mal während meiner Fernwanderungen fühlen durfte. Ich merke, dass ich genau das Richtige getan habe...auf meinen Reisen erlebe ich jedes Mal Momente, die mir niemand nehmen kann und die ich immer mit mir tragen werde...Momente des Glücks, der Freude, unfassbare Freiheit und der Verbundenheit mit der Natur. Ich genieße die letzten Züge des wunderschönen rot-orangenen Sonnenuntergangs und lasse die Zeit auf dem Trail nochmal revue passieren:)

Sicht auf den Berggipfel Pic du Canigou in den Pyrenäen
Ausblick auf den Pic du Canigou
Lila-Organge farbiger Sonnenuntergang mit Bergen im Hintergrund
Sonnenuntergang mit Rückblick auf die Zentralpyrenäen

Meine persönliche Einschätzung:

Der Fernwanderweg Gr 10 ist ein sehr gut markierter und gut ausgebauter Trail. Vor allem der Anfang ist auch für Fernwander Einsteiger geeignet (Pyrénées-Atlantiques). Trotzdem sollte man die Höhenmeter nicht unterschätzen, denn es sind einige zu bewältigen, und das fängt bei Tag eins an und zieht sich bis zum letzten Tag durch. Zudem sollte man auf alle Fälle trittsicher sein. Alles in allem ein wahnsinnig schöner Fernwanderweg, der durch die oft wenig besuchten Pyrenäen verläuft.

 

Infos zum Trail:

Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober (Im Juni kann noch Restschnee liegen). Ich bin Ende August gestartet.

Dauer: 40 - 50 Tage (mit Pausentage).

Unterkunft/Übernachtung: Der Vorteil ist, dass man in Frankreich fast immer Biwakieren darf, heißt man kann für eine Nacht sein Zelt aufschlagen. Auf dem Gr 10 gibt es aber auch die Möglichkeit komplett in Hütten bzw. Unterkünften zu schlafen (detaillierte Infos dazu gibt es in dem Wanderführer, den ich verwendet habe).

Anreise: Ganz einfach mit dem Bus/Zug nach Paris und von dort aus weiter nach Hendaye Plage. Dort gibt es auch einige Campingplätze und Unterkünfte. Tipp: Ich benutze meist zum Buchen die App Omio, da man Bahn und Busse direkt vergleichen kann und die Tickets auch gleich kaufen kann. Außerdem ist die App sehr übersichtlich gehalten.

Buch: Das Buch “The GR10 Trail: Through the French Pyrenees: Le Sentier des Pyrenees” war mir ein hilfreicher Begleiter auf meiner Tour. Dieses ist auf Englisch geschrieben, man kann damit sehr gut seine Etappen planen, es bietet eine gute Gesamtübersicht.

Navigation: Mapy.cz, meiner Meinung nach die beste Wanderapp überhaupt - und dazu noch kostenlos. Psst...man muss sich nur das entsprechende Kartenmaterial herunterladen (zum Offline gebrauch), der Gr. 10 ist schon eingezeichnet - sehr praktisch! :) Mapy gibts als Desktop Version, außerdem als App im App Store und im Google Play Store.


Falls du wissen willst was ich beim Fernwandern an Ausrüstung dabei habe gehts hier zu meiner aktuellen Packliste.


Happy Hiking euch allen:)


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